Münsterland Zeitung v. 05.05.2000

Australischer Künstler erkundet mit deutschem Kollegen Ahaus

Wandbild nimmt Gestalt an

Ahaus (gro)- Das "Farbfieber" in Ahaus steigt: Nach fast zwei Jahren Vorbereitungszeit nimmt das weltumspannende Wandbildprojekt in Ahaus in den nächsten Wochen Gestalt an.

Der australische Künstler Gordon Hoockey der vor wenigen Tagen aus Sidney in Ahaus eintraf, und der Düsseldorfer Künstler Klaus Klinger entwickeln zurzeit gemeinsam einen Entwurf. Zwei Fassaden in Bahnhofsnähe sind für das Wandbild in die engere Wahl gekom-men: zum einen das Mehrfamilienhaus an der Ecke Fuistingstraße 1 Bahnhofstraße' zum anderen die Industriehalle Ossendorf, deren etwa 85 Meter lange Rückfront vom Bahnsteig aus zu sehen ist. Welche der beiden Fassaden von Hookey und Klinger bemalt wird, ist noch nicht ent-schieden. Zur Zeit laufen noch technische Untersuchungen des Malunter-grunds. Auch das Motiv ist noch unklar.

Die beiden Künstler, die sich am Sonntag zum ersten Mal in ihrem Leben sahen, wollen jetzt erst einmal in einem "Prozess der Annäherung" eine gemeinsame Bildidee und -sprache entwickeln. Klinger erklärt wie: "Wir wohnen zusammen, kochen zusammen, gehen zusammen spazieren und reden viel mit den Leuten hier in Ahaus." Ein Bildthema werde voraussichtlich das Thema Atomenergie sein, das die australischen Aborigines mit den Menschen in Ahaus verbinde, so Mechtild Bettmer-Liebermann, die das Projekt der Düsseldorfer Künstlergruppe ,,Farbfieber", das weltweit in 60 Städten realisiert wird, auch nach Ahaus geholt hat: "Mit dem Uranabbau ist Australien der Anfang der atomaren Kette, während das Atommülllager in Ahaus einen Endpunkt bildet". Das Wandbild solle im Sinne der Agenda 21 die Menschen für globale Zusammenhänge sensibilisieren.

Gordon Hookey verurteilte gestern auf einer Pressekonferenz in scharfen Worten den Uranabbau in seiner Heimat: "Unsere Regierung behandelt das Land schlecht. Und sie behandelt uns Aboriginees noch schlechter". Großformatige Bilder, die er gestern vorstellte, zeigen die australischen Ureinwohner als Opfer der Weißen; wolfsähnliche Bestien hinterlassen lange Blutspuren. "Man spürt in den Bildern Hookeys große Wut, aber zugleich auch einen tiefsinnigen Humor", lobte gestern Klinger die Werke seines Malerkollegen. Hookey seinerseits bezeichnete Kling1er als einen der großen Wandmaler Deutschlands. "Ich bin überwältigt von der Schönheit seiner Bilder und ich habe schon gezweifelt, ob ich gut genug bin, neben ihm künstlerisch zu beste-hen", so der Australier.

Am 10. Mai wollen Hookey und Klinger ab 20 Uhr im Cafe Vivendi ihr Vorhaben mit allen interessierten Ahausern diskutieren. Ihren gemeinsamen Entwurf wollen sie am 18. Mai zur Eröffnung einer Hookey-Austellung in der Villa van Delden vorstellen. Die Übergabe des fertigen Wandbilds ist für den 18. Juni geplant.

Finanziell wird das Projekt von der Staatskanzlei NRW und vom Ökofonds der Grünen mit je 10000 Mark gefördert. Die Stadt Ahaus gibt aus Entwicklungshilfemitteln 8000 Mark hinzu und weitere 2000 Mark für begleitende Projekte von Ahauser EineWelt-Gruppen.

Die Gronauer Firma Brocolor stiftet die Farben. Nähere Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.wandbild-ahaus.de.

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